Kirche zu Vorland

 

Aus der Geschichte

Vorland wird zum ersten Mal im Jahr 1307 im Zusammenhang mit Ritter Huxol erwähnt, der hier regelmäßige Einkünfte erhielt.

1324 wird erstmalig ein Priester namens Heinrich genannt. Bis dahin gehörte Vorland zur Pfarre Kirch-Baggendorf.

Anfang des 15. Jahrhunderts kommt das Lehen Vorland an das Kloster Neuencamp (heute Franzburg). Im Nordischen Krieg mußten die Pfarrer der Umgebung flüchten, und die Pfarre Vorland wurde ausgeplündert.

1762 wurde bei einem Dorfbrand auch der Kirchturm zerstört. Ein hölzerner Glockenstuhl ersetzt seitdem den Turm. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man bei Instandsetzungsarbeiten mittelalterliche Wandmalereien, die später wieder übermalt wurden.

In die Amtszeit von Pastor Carl Wilhelm Eduard Flos (1876-1912) fiel die neogotische Ausmalung der Kirche. Auch das Gestühl, die Liedtafeln, die Empore mit der Orgel und die Kirchenfenster stammen aus dieser Zeit.

Heute gehören zum Pfarramt Vorland insgesamt 12 Dörfer mit 5 Predigtstätten

(neben der Pfarrkirche Vorland, die wieder nutzbare Kirchenruine Rolofshagen, sowie die Schloßkapelle in Quitzin und die Nachkriegskapellen in Gremersdorf & Pöglitz)

 

Der Kirchenbau

Die Vorländer Kirche besteht aus dem einjochigen eingezogenen Chor mit einer Nordsakristei, sowie dem zweijochigen Kirchenschiff. Der wohl aus dem 3. Viertel des 13. Jh. stammende Feldsteinchor mit seinen in Backstein gefaßten Kreuzgiebel und Fensterrahmungen ist der älteste Teil der Kirche. Aus dieser Bauzeit stammt auch die ebenfalls mit einem Kreuzgiebel geschmückte und mit einem Kuppelgewölbe versehene Nordsakristei. Dagegen ist das Kirchenschiff über einem Feldsteinsockel ganz in Backstein ausgeführt.

In die Ostwand des Chores ist eine gestaffelte Dreifenstergruppe eingelassen. Dagegen befinden sich im Norden und Süden des Chores jeweils ein Zwillingsfenster. Das wohl aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. stammende Kirchenschiff mit seinen nach innen gezogenen Pfeilern besitzt je zwei unterschiedlich große Einzelfenster in der Nord- & Südwand. Chor & Kirchenschiff werden von Kreuzrippengewölben überspannt.

Außer dem westlichen Hauptportal, gibt noch die kleine Priesterpforte in der Südwand des Chores.

Die Kirche hatte einen Turm, der wohl nachträglich angebaut war und einem Dorfbrand im Jahre 1762 zum Opfer fiel. Er wurde nicht wieder aufgebaut. Stattdessen steht südwestlich neben der Kirche ein verbretterter Glockenturm in dem sich 3 Stahlgußglocken befinden.

 

Ausstattung

Zum ältesten Inventar der Kirche gehört die Kalksteinfünte (Taufbecken) mit rundbogigen Blendarkaden (wohl aus der Bauzeit des Chores (3. V. des 13. Jh.).

Im West-Eingang ist eine Grabplatte für Hans Reckentin von 1577 in den Boden eingelassen.

Die Westempore mit der Mehmel-Orgel stammen aus dem Jahre 1775.

Die geschlossen neogotische Ausmalung, sowie die fast vollständig erhaltene neogotische Ausstattung mit Kanzel, umlaufenden Chorgestühl, Gemeindegestühl und Liedtafeln stammt aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. (alles in der Amtszeit von Pastor Carl Wilhelm Eduard Flos [1876-1912])

Aus der Zeit um 1900 stammen die hervorzuhebenden Fenster mit ihren thematischen Glasmalereien. 'Vorland gehört zu den wenigen Dorfkirchen Vorpommerns mit einer vollständigen Glasmalereiausstattung.' (R. Kuhl, Glasmalereien des 19. Jahrhunderts, Potsdam, Leipzig 2001, S.220). (siehe die gesonderte Beschreibung)

Zwei dekorative Kronleuchter aus Messing (18. Jh.) schmücken die Kirche.

Das jüngste Kunstwerk ist der Altar aus den Jahren 1949 bis 1951 vom Greifswalder Künstler Max Uecker. Aus dieser Zeit und in dieser Größe gibt es kaum Vergleichbares in Pommerschen Kirchen. Der Altar zeigt im Mittelteil eine Szene aus dem Gleichnis 'Vom verlorenen Sohn' (Lk 15,11ff). Der Vater empfängt seinen heimgekehrten Sohn. Oberhalb dieser Szene hängt Jesus

Christus am Kreuz. Das Kreuz steht zwischen der Vorländer Kirche (links) und dem ehem. Pfarrhaus (rechts). Oben links und rechts werden zwei Gleichnisse (ebenfalls Lk 15) szenisch dargestellt. Die Gleichnisse 'Vom verlorenen

Schaf' (links) und 'Vom verlorenen Groschen' (rechts). – Das Thema des Altars

'Das wiedergefundene Verlorene' hängt mit den Kriegsheimkehrern und den Flüchtlingen zusammen, die durch den II. Weltkrieg ihre Heimat verloren hatten und hier ein neues Zuhause fanden.

Dank einiger Spenden des Pöglitzer Gutsherrn v. Schlagenteuffel und des Vorländer Domänenpächters Finck konnte die Kirche Ende 19./Anfang 20. Jh. komplett mit neuen Glasfenstern ausgestattet werden. Die ausführende Werkstatt war das renommierte Königliche Institut für Glasmalerei Berlin und aus die Leipziger Kunstschule. (Beschreibung der Fenster auf einem Extrablatt!)

 

Beschreibung der Kirchenfenster in Vorland

Die dreibahnige Ostfenstergruppe des Chores behandelt die Passion Christi:

In der mittleren Fensterbahn: Der dornengekrönte Christus mit Schilfrohr,

darunter: Wappen und Stifterinschrift: Fam. v. Schlagenteuffel

In der linken östl. Fensterbahn (NO): Johannes der Täufer: In der linken Hand hält er eine Kugel mit dem Gotteslamm (ꞌAgnus Deiꞌ), mit der rechten Hand weist er auf das Passionssymbol: Zitat aus Johannes 1,29, 'Siehe d. ist Gottes Lam(m) welches der Welt Sünde trägt.'

In der rechten östl. Fensterbahn (SO):

Prophet Jesaja: Mit der Rechten zeigt er auf den leidenden (verscheidenden) Christus, darunter der Vers aus Jesaja 53,5: 'Durch seine Wunden sind wir geheilet.'

Den Hintergrund der Fensterbahnen bildet ein Rauten-Teppichmuster aus symbolisierten Lilien in der Art einer Grisaillemalerei.

Die drei einbahnigen Chorfenster zeigen aufsteigende Stämme, welche von Vierpaßmedaillons mit Kleeblattkreuzen unterbrochen werden.

Die weiteren Chorfenster zeigen florale Ornamente:

Nordfenster mit Eichenlaub und Efeu (Stifterinschrift: E. Finck / L. Finck)

Südfenster mit Weinlaub und Reben bzw. Rosenblätter und –blüten. (Stifterinschrift: F. v. Schlagenteuffel)

Die Fenster des Kirchenschiffs sind paarweise gegenüber angeordnet und korrespondieren miteinander.

Im NO: in der Maßwerkzone die Sonne als Symbol für den Tag mit darunterliegenden sich vielfarbig entfaltendem Blüten- und aufstrebendem Blattwerk (Stifterinschrift: Anna v. Schlagenteuffel / Ostern 1905)

Gegenüber im SO: in der Maßwerkzone die von Sternen umgebene Mondscheibe als Symbol für die Nacht mit darunter befindlichem stark geometrischen stilisierten Blattwerk in Grisaillemalerei mit wenigen Farbakzenten (Stifterinschrift: U. v. Sch. / Ostern 1900)

Im NW: in der Maßwerkzone ein Pelikan, der mit seinem Blut die drei Jungen nährt (Legende aus dem Physiologos: Symbol für Tod und Auferstehung Jesu Christi) (Inschrift: Franz Heuer, Charlottenburg, Atelier für Glasmalerei)

Gegenüber im SW: in der Maßwerkzone eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes (Inschriften: W. v. S(chlagenteuffel) / 1903; Königliches Institut für Glasmalerei / Berlin-Charlottenburg)

 


Kirche von Nordosten

Kirche von Nordosten



Altar für die Kriegsheimkehrer & Flüchtlinge des II. Weltkrieges von Max Uecker aus den Jahren 1949 bis 1951. Im Zentrum befindet sich die Tafel mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn. (Lk 15,11-32)

Blick ins Kircheninnere nach Osten.



Tagfenster auf der Nordwand des Kirchenschiffes

Nachtfenster auf der Südwand des Kirchenschiffes



Besichtigung:

Kathrin Wormsbächer

Müggenwalde 4

18513 Müggenwalde

Tel. 01520 2940750

Pastor Rolf Michael Kneißl

Dorfstraße 44

18513 Glewitz

Tel. 038334 454